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Die ersten Schüsse an der Mauer

In den ersten Tagen nach dem Mauerbau gibt es viele erfolgreiche Fluchtversuche. Die Sektorengrenze ist noch nicht vollständig abgeriegelt und kaum einer mag glauben, dass die Grenzposten gezielt auf Flüchtende schießen würden. Doch am 22. August 1961 legt das Politbüro des Zentralkomitees der SED fest, dass „durch Gruppen, Züge oder Kompanien schriftliche Erklärungen abgegeben werden, die beinhalten, dass sie voll verstanden haben, um was es geht, und dass jeder, der die Gesetze unserer Deutschen Demokratischen Republik verletzt – auch wenn erforderlich – durch Anwendung der Waffe zur Ordnung gerufen wird.“ Zwei Tage später erschießt ein DDR-Transportpolizist im Humboldthafen den 24-jährigen Ost-Berliner Günter Litfin, der versucht, schwimmend den Westen zu erreichen. Er ist der Erste, der an der Berliner Grenze durch Schüsse zu Tode kommt. In der Ost-Presse wird er als „eine wegen verbrecherischer Handlungen verfolgte Person“ verleumdet.

Hunderte empörte West- Berliner beobachten die Bergung und den Abtransport des toten Günter Litfin durch die Ost-Berliner Feuerwehr am gegenüberliegenden Spree- Ufer, drei Stunden nach dem tödlichen Schuss. Aufnahme vom 24. August 1961.© Landesarchiv Berlin/ Karl-Heinz Schubert